Die Hinterhand unserer Pferde hat die Aufgabe, den Schub nach vorn zu erzeugen. Eine starke Hinterhand sorgt für gesunde und ausdrucksstarke Bewegungen und kann Überlastungen und Verspannungen in der Wirbelsäule und der Vorhand entgegenwirken.
Daher sollte die Entwicklung der Schubkraft deines Pferdes ein fester Bestandteil in eurem Training sein. In diesem Post erzähle ich euch etwas über die Funktion der Hinterhand und zeige euch einige Trainingsansätze.
Die Funktion der Hinterhand
Zur Hinterhand eures Pferdes gehört seine Hüfte sowie natürlich das gesamte Hinterbein.
Die sehr starke Muskulatur ist zuständig für kräftiges Abfußen und Schub nach vorn, für das Abkippen des Beckens und das tiefe Untertreten, für Abduktion und Adduktion der Beine in den Seitengängen und sie stabilisiert die gesamte Wirbelsäule. Sie wirkt sozusagen als Motor deines Pferdes.
Die Energie der Hinterhand wird über die Iliosakralgelenke auf die Wirbelsäule übertragen und fließt wellenartig durch das gesamte Pferd hindurch, bis sie von der Vorhand federnd abgefangen wird.
Du siehst also, die Hinterhand ist der Ursprung jeder Bewegung deines Pferdes, und Störungen können zu Problemen im gesamten Bewegungsapparat führen. Ist die Hinterhand deines Pferdes nicht stark und aktiv, kann es zu Verspannungen der Oberlinie bis hin zum Genick kommen. Die Vorhand muss mehr Arbeit leisten, was sich negativ auf die Sehnen und sogar auf die Halsmuskulatur auswirkt. Kann das Becken nicht korrekt abgekippt werden, dann ist auch der Rumpftrageapparat nicht aktiv und das kann langfristig zu einer Trageschwäche führen.
Daher ist es sehr wichtig, dass du sowohl mobilisierende als auch kräftigende Übungen immer wieder in dein Training integrierst, egal ob du nur ins Gelände reitest oder an Turnieren teilnimmst.
Die Aufgaben der Muskelgruppen
Aufgabe der Kruppenmuskulatur ist sowohl der Schub nach vorn als auch das Anheben und die Abduktion des Beines. Sie stabilisiert außerdem die Wirbelsäule und trägt zur Balance bei.
In Aktion siehst du sie besonders im Galopp, beim Heben der Beine bei der Stangenarbeit und bei Seitengängen.
Die lange Sitzbeinmuskulatur findest du ganz hinten an deinem Pferd, sie bildet sich aus den zwei Muskeln M. semitendinosus und M. semimembranosus direkt neben dem Schweif sowie dem M. biceps femoris. Sie sorgt ebenfalls für den Schub nach vorn und oben und wird besonders beim Springen, im Galopp sowie bei der Hankenbeugung beansprucht.
Die Hüftbeuger wie der M. iliopsoas haben die sehr wichtige Aufgabe, das Becken zu kippen sowie das gesamte Bein nach vorn zu führen. Er ist besonders wichtig für die “aktive” Hinterhand, bei der das Pferd mit gekipptem Becken weit nach vorn fußt und so eine positive Spannung in der gesamten Oberlinie erzeugen kann. Sehr beansprucht wird er durch das Rückwärtsrichten.
Die Hinterhand richtig trainieren
Nun da du einen Überblick über die Funktionen der einzelnen Muskelgruppen hast, wirst du auch ein besseres Verständnis darüber haben wie du sie ganz gezielt ansprechen kannst.
Wenn du sie in deine Trainingseinheit integrierst, dann bedenke dass du koordinativ schwierige Übungen wie Stangenarbeit am besten ganz am Anfang einbaust, danach kraftintensive Übungen wie Tempowechsel, Übergänge oder Seitengänge und eher am Ende die ausdauerintensiven Übungen.
Sehr wichtig: überlaste die Muskulatur nicht! Muskeln wachsen in der Zeit zwischen den Trainings und Pausen sind essentiell wichtig für den Muskelaufbau. Du solltest nach einem sehr kraftintensiven Trainingstag nicht am nächsten Tag wieder die gleichen Muskeln intensiv trainieren.
Für noch mehr Trainingserfolg:
Neben gezielten Trainingsübungen gibt es auch effektive Methoden, um die Muskulatur deines Pferdes noch gezielter zu fördern. In meinem Kursangebot zeige ich dir, wie du Kinesiotaping, Balance Pads und Faszienrollen optimal einsetzen kannst, um die Muskulatur zu stärken, Verspannungen zu lösen und die Balance deines Pferdes zu verbessern. Diese Techniken unterstützen die Beweglichkeit, fördern die Durchblutung und tragen dazu bei, Bewegungsfreiheit und Losgelassenheit zu fördern.
Erfahre, wie du dein Training sinnvoll erweitern kannst – für ein noch glücklicheres Pferd.
Trainingsmethoden
Stangenarbeit
Die Hinterhand deines Pferd profitiert von jeder Art von Stangenarbeit, da die Kruppenmuskulatur besonders aktiviert wird um das Bein über die Stange zu heben und kräftiger abzufußen. Außerdem trainiert sie die Koordination deines Pferdes und trägt maßgeblich zur Gymnastizierung bei.
Wenn du bisher nicht mit Stangen trainiert hast, dann fang mit 2-3 Stangen an und lege sie lieber flach auf den Boden und gewöhne dein Pferd langsam im Schritt daran.
Später kannst du die Anzahl erhöhen, sie höher legen und dein Pferd auch im Trab und Galopp über die Stangen gehen lassen. Auch das Rückwärtsrichten über eine Stange ist eine sehr effektive Übung, die dein Pferd noch stärker beansprucht als das Rückwärtsrichten auf flachem Boden.
Eine fächerartige Anordnung auf einer Volte wirkt sehr mobilisierend auf die Gelenke der Gliedmaße und fördert die geschmeidige Biegung deines Pferdes.
Rückwärtsrichten
Im Rückwärts kippt dein Pferd das Becken und verlagert sein Gewicht nach hinten, was die Hüftbeuger und die gesamte Kruppenmuskulatur fördert.
Achte darauf, dass dein Pferd den Kopf nicht hochreißt sondern mit möglichst rundem Rücken ruhig rückwarts tritt.
Schwieriger machen kannst du die Übung, indem du dein Pferd rückwärts über eine Stange gehen lässt oder rückwärts eine Steigung hochlaufen lässt.
Verstärkungen, Übergänge und Tempounterschiede
Bei Wechseln zwischen verschiedenen Geschwindigkeiten und Gangarten ist bei deinem Pferd eine hohe Aktivität sowohl der Bauchmuskeln als auch der Hinterhand gefragt.
Besonders effektiv sind Übergänge vom Schritt in den Galopp oder sogar aus dem Rückwärts in den Trab oder Galopp. Dabei muss dein Pferd sehr viel Schubkraft aufbringen.
Seitwärtsbewegungen
Seitwärtsbewegungen wirken, wenn korrekt ausgeführt, sehr gymnastizierend auf dein Pferd.
Sie wirken dehnend, stärken die Abduktoren und Adduktoren, Bauchmuskeln und Rückenmuskulatur und sind sehr mobilisierend für Hüfte, Schultern und Wirbelsäule.
In den echten Seitengängen Schulterherein, Konterschulterherein, Travers und Renvers ist dein Pferd gebogen und gestellt während es sich vorwärts-seitwärts bewegt.
Aber auch das Schenkelweichen und das Übertreten wirken bereits gymnastizierend und kräftigend und sind ein idealer Anfang. Du kannst sie ideal als Aufwärmübungen einbauen und auch in der Arbeitsphase integrieren.
Fazit
Die Schubkraft deines Pferdes spielt eine zentrale Rolle für gesunde Bewegungsmuster und bildet die Grundlage für die Tragkraft.
Solltest dein Pferd Probleme im Bereich der Hinterhand haben, kann dir der Tierarzt oder ein guter Therapeut zur Seite stehen um wieder das optimale Bewegungspotential zu erreichen und dich umfassend zu Trainingsplänen zu beraten.
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