Trainingseinheiten richtig aufbauen – so arbeitest du sinnvoll und gesund mit deinem Pferd
- Lisa Winkler
- 21. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Viele kennen das: Man hat 45 Minuten Zeit und will „etwas Gutes“ tun – aber wie sieht eigentlich eine sinnvolle Trainingseinheit aus?
Als Pferdephysiotherapeutin sehe ich oft, dass die Struktur fehlt – dabei ist sie entscheidend dafür, ob das Pferd wirklich profitiert oder sich vielleicht sogar überfordert fühlt.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du dein Training sinnvoll aufbaust – ganz egal, ob du reitest, longierst oder vom Boden arbeitest.
Jedes Training braucht ein Ziel
Bevor du überhaupt sattelst oder zur Bodenarbeit greifst, stell dir eine einfache Frage:
Was möchte ich heute erreichen?
Ein Ziel kann sein:
Verbesserung der Losgelassenheit
gezielter Muskelaufbau (z. B. Rücken, Hinterhand)
Mobilisation
Mentale Ziele wie Ruhe, Gehorsam, Angst reduzieren
Gymnastizierung
einfach nur Bewegung an einem lockeren Tag
Ohne Ziel trainierst du oft "irgendwie alles ein bisschen" – und genau das fühlt sich für dein Pferd oft chaotisch oder unklar an. Es ist völlig in Ordnung, auch mal nur zu spazieren oder locker zu arbeiten. Wichtig ist nur, dass du weißt, warum du was tust.
Die 3 Phasen jeder Trainingseinheit
Ein gutes Training besteht aus diesen drei Phasen:
1. Aufwärmphase (ca. 10–15 Minuten)
Zunächst kommt die Aufwärmphase, die etwa 10 bis 15 Minuten dauert. In dieser Zeit wird das Pferd im Schritt am langen Zügel bewegt – gerne auch an der Hand. Durch einfache Biegungen, gebogene Linien, Seitengänge oder Tempounterschiede im Schritt wird die Muskulatur sanft vorbereitet, die Gelenke geschmiert und die Durchblutung gefördert. Außerdem wird das Pferd mental auf die Einheit vorbereitet.
2. Arbeitsphase (ca. 20–30 Minuten)
Daran schließt sich die Arbeitsphase an, die je nach Ziel etwa 20 bis 30 Minuten dauert. Hier arbeitest du gezielt an deinem Trainingsziel. Wichtig ist: Lieber wenige gezielte Inhalte wählen, als viele Themen gleichzeitig anzuschneiden. Und: Pausen sind kein Luxus, sondern essenziell! Pferde lernen in den Pausen und entspannen dabei auch muskulär.
Innerhalb der Arbeitsphase ist auch die Reihenfolge der Inhalte entscheidend. Wenn du an Koordination, Kraft und Ausdauer arbeitest, solltest du möglichst mit Koordination beginnen – z. B. mit Seitengängen, Stangenarbeit oder gezielter Biegung. Danach kannst du in die kräftigenden Übungen übergehen, wie z. B. Übergänge, Bergauf-Arbeit oder Trabarbeit mit mehr Lastaufnahme. Die Ausdauerübungen sollten idealerweise ans Ende gesetzt werden, z. B. in Form von kontinuierlichem Leichttrab, leichtem Galopp oder längeren Phasen mit gleichmäßigem Tempo. So verhinderst du, dass dein Pferd vor den koordinativ anspruchsvollen oder muskelkräftigenden Übungen schon ermüdet ist und sich dadurch unphysiologisch bewegt.
Wenn du hier eine mentale Arbeit mit deinem Pferd machst, zum Beispiel Klickern oder Angsttraining, dann halte diese Phase bitte kürzer. Diese Art von Training ist sehr anstrengend für sie und kann sie schnell eher überfordert als Fortschritte bringen. Wenn dein Pferd gestresst, unkonzentriert oder sehr müde wird, dann beende die Arbeitsphase an diesem Punkt und gehe in den Cool-down.
3. Cool-Down (ca. 5–10 Minuten)
Am Ende steht der Cool-Down, das etwa 5 bis 10 Minuten dauern sollte. Es besteht aus lockerem Schritt am langen Zügel, eventuell einfachen Dehnübungen oder Handarbeit. Ziel ist es, den Stoffwechsel auszuleiten, den Kreislauf herunterzufahren und für mentale Entspannung zu sorgen. Auch einfach Streicheln oder ein ruhiger Spaziergang kann Teil dieser Phase sein.
Trainingsplanung braucht Abwechslung & Regeneration
Muskeln wachsen in der Pause, nicht im Training.
Idealerweise wird eine Muskelgruppe alle 2-3 Tage trainiert, damit sie ausreichend Zeit zur Regeneration hat. Wenn du jeden Tag dieselben Muskelgruppen stark beanspruchst, führt das schnell zu:
Verspannungen und teilweise sogar Muskelatrophie
erhöhtem Verletzungsrisiko
Unlust, innerem Widerstand, Abschalten
Plane deshalb unbedingt Ruhetage oder aktive Erholung ein, z. B. durch:
Spazierengehen
Freilauf
Bodenarbeit ohne Druck
Massagen und Dehnübungen
Auch Abwechslung im Trainingsreiz ist wichtig. Kombiniere z. B.:
Longenarbeit
Ausritte
Cavaletti
Reitplatzarbeit
gezielte Pausentage
So bleibt dein Pferd motiviert, entwickelt sich gleichmäßig und bleibt gesund.
Ein strukturierter Trainingsaufbau hilft dir und deinem Pferd, gezielt Fortschritte zu machen und dabei gesund und freudig zu bleiben. Denk daran: Lieber weniger, aber klar – als viel und planlos.
Letztendlich reichen 2-3 gut strukturierte Einheiten pro Woche, um dein Pferd gesund und fit zu halten.
Wenn du dir unsicher bist, was für dein Pferd gerade sinnvoll ist, oder dir einen auf dein Pferd zugeschnittenen Trainingsplan wünschst, melde dich gern bei mir. Ich begleite dich und dein Pferd individuell – mit Blick auf Gesundheit, Motivation und langfristige Entwicklung.
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